Projekt C1:

Institutionelle Steuerung und individuelle Verarbeitung gesundheitlicher Risikolagen - Ansätze zu einer Lebenslaufpolitik der Krankenkassen? (Institutionelle Regulierung im Wandel - Teil III)

Team: Prof. Dr. Rainer Müller, Dr. Gerd Marstedt, Dipl.-Soz. Renate Niedermeier, Dr. Thomas Schulz, Ben Veghte, M.A.


Nach der Analyse von Rehabilitationskonzepten und -maßnahmen sowie neuen Angeboten für Versicherte im Bereich Information, Beratung und Gesundheitsförderung steht in der jetzigen Forschungsphase die Frage nach Ansätzen zu einer "Lebenslaufpolitik" in Organisationen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Mittelpunkt. In jüngster Zeit gehäuft zu beobachtende Konzepte und Modellprojekte von Kassen fokussieren dabei Behandlungsformen, für die eine zunehmende Nachfrage bei Versicherten erkannt wird, die aber im System medizinischer Versorgung noch unzureichend repräsentiert sind ("alternative" und "sprechende" Medizin, Berücksichtigung ökologischer und arbeitsbedingter Krankheitsursachen, "Hausarzt-Modell"). Im Verein mit weiteren Beobachtungen (wie Intensivierung der Präsenz in Alltagsmilieus von Versicherten (Schulen, Sportvereine, Betriebe) liegt daher die Frage nach Reichweite und Gehalt lebenslauf-steuernder policy-Muster in Organisationen der GKV nahe.

Es ist nun zugleich feststellbar, daß für jene - am Rande oder außerhalb der "Schulmedizin" angesiedelten - Behandlungsformen nur sehr wenig wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Dies gilt sowohl für Fragen medizinisch-therapeutischer Effizienz als auch für Erfahrungen und Ansprüche Versicherter und chronisch Erkrankter in diesem Bereich. Die Analyse subjektiver Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmuster von Erkrankungs- und Chronifizierungsrisiken und von Erwartungen an unterschiedliche Formen medizinischer Kuration soll Aufschluß geben über die Konstruktion und Erprobung neuer Konzepte der "Lebensführung", die Reichweite biographischer Deutungsmuster und Zukunftsentwürfe und auch die Konsistenz/Flexibilität von Mustern des Krankheitsverhaltens und der Inanspruchnahme medizinischer Hilfe.

Empirisch vorgesehen sind:

  • Expertengespräche in Bundes- und Landesverbänden sowie Hauptverwaltungen sehr großer Kassen, die die aktuell vorfindliche Bandbreite gesundheitspolitischer Maßnahmen und lebenslaufbezogener Konzepte von Kassen und Kassenarten auf qualitativer Ebene angemessen abbilden sollen,
  • eine standardisierte schriftliche Befragung von Versicherten (Stichprobe ca. 2000) über konkrete Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen ärztlicher Behandlung und mit "alternativen" Heilverfahren sowie grundlegende Sichtweisen zu Risiken und Einflußmöglichkeiten in Bezug auf chronische Erkrankungen,
  • problemzentrierte Interviews mit Teilnehmern an einem Modellversuch von Kassen.

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