Projekt B6:
Haushaltsdynamik und soziale Ungleichheit im internationalen
Vergleich
Team: Prof.
Dr. Hans-Peter Blossfeld, Sonja Drobnic, Ph.D., Dipl.-Soz. Rolf
Müller, Dipl.-Soz.wiss. Andreas Timm
Im Teilprojekt B6 wird der Zusammenhang zwischen
dem Wandel von Haushalten (oder privaten Lebensformen) und die
Dynamik der Lebensläufe der individuellen Haushaltsmitglieder
analysiert. Die Zielsetzung ist hier, die Entstehung und Veränderung
von Haushalts- und Familienbeziehungen als parallele Prozesse
bei der Produktion sozialer Ungleichheiten zu begreifen und die
Muster der Schicht- und Klassenbildung dynamisch zu analysieren.
Dabei stehen die verschiedenen Dimensionen der Lebensläufe
der Individuen (soziale Herkunft, Bildungsverlauf, Erwerbsbeteiligung,
Berufskarriere, Einkommensverlauf) als Bedingungen und Konsequenzen
von Haushaltsver-änderungen im Mittelpunkt. Zu den Statusübergängen
auf der Ebene der Haushalte zählen z. B. das Verlassen des
Elternhauses, die Gründung von Single-Haushalten, das Zusammenziehen
von Partnern in nicht-eheliche Lebensgemeinschaften, der Übergang
in eine Ehe, die Veränderungen im Rahmen des Familienzyklus,
die Beendigung nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften und Ehen
und die Wiederverheiratung sowie späte nicht-eheliche Lebensgemeinschaften.
Das Projekt hat bereits in den zurückliegenden zwei Projektphasen
ein breites Spektrum der Haushaltsdynamik und der Erwerbsverläufe
von Haushaltsmitgliedern herausgearbeitet. In der Abschlussphase
werden noch drei For-schungsfragen empirisch untersucht und mit
den bisherigen Ergebnissen synergetisch verknüpft: (a) Kumuliert
sich Arbeitslosigkeit in Haushalten? (b) Sind Wiederverheiratung
und Gründung weiterer nicht-ehelicher Lebensge-meinschaften
anders strukturiert als erste nicht-eheliche Partnerschaften
und Ehen? und (c) Wie beeinflusst das System der sozialen Sicherung
die Haushaltsstruktur? Im Abschluss sollen in einer theoretisch
orientierten Monographie des Teilprojekts B6 die bisher im Projekt
entstandenen international vergleichenden Teilergebnisse zu einem
Gesamtbild integriert und theoretisch bewertet werden. Die Integration
der Ergebnisse des Teilprojekts B6 in den Gesamtrahmen des Sonderforschungsbereichs
erfolgt in Form gemeinsamer Publikationen.
Theoretisch wird im Teilprojekt auf die These aus der Schicht-
und Mobilitätsforschung zurückgegriffen, dass Familien
beziehungsweise Haushalte die grundlegenden Einheiten des Systems
der sozialen Ungleichheit sind. Erst über Familienverbände
und Haushaltsgemeinschaften wird ein Großteil der Bevölkerung
in das System sozialer Ungleichheit einbezogen, und erst über
diese Vermittlungsinstanzen führen die ungleichen Chancen
am Arbeits-markt zu faktischer Ungleichheit von Lebenschancen.
Betrachtet werden deswegen nicht isolierte Lebensläufe einzelner
Männer und/oder Frauen, sondern die über die soziale
Herkunft und den Haushaltskontext vermittelten Bedingungen, unter
denen sich die individuellen Lebensläufe und Statuspassagen
vollziehen. Methodische Schwerpunkte liegen in der quantitativen
Längsschnittperspektive und im internationalen Vergleich.
Auf der Grundlage bereits im Teilprojekt vorliegender Panel-
und Lebensverlaufsdatensätze in den verschiedenen Ländern
werden Sekundäranalysen mit Hilfe der Methoden der Ereignis-
und Panelanalyse durchgeführt. Bezüglich des internationalen
Vergleichs praktiziert das Projekt eine bisher sehr erfolgreiche
Doppelstrategie. Dabei werden im Projekt zunächst für
wenige ausgewählte Länder aussagekräftige Pilotanalysen
erstellt, die dann auf der Grundlage bereits etablierter Kooperationsbeziehungen
mit Wissenschaftlern in weiteren Ländern strukturgleich
in kurzer Zeit repliziert werden.
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